Rechtsschutzversicherer: Test von Tarifen und Servicequalität 2016

Rechtsschutzversicherer: Test von Tarifen und Servicequalität 2016
© Gina Sanders / Fotolia

Ob ein Streit mit dem Nachbarn, dem Arbeitgeber oder im Straßenverkehr – spätestens, wenn Rechtsanwälte ins Spiel kommen, kann die Durchsetzung der eigenen Rechte teuer werden. Um die Kosten nicht selbst tragen zu müssen, empfiehlt sich eine Rechtsschutzversicherung. Welcher Versicherer dafür die beste Mischung aus Prämien und Leistungen bietet und wo auch die Servicequalität stimmt, hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien nun in Kooperation mit dem Magazin trend und dem Tarifvergleichsportal durchblicker.at näher untersucht.

Die folgenden zwölf Versicherer wurden in die Tests eingeschlossen:

  • Allianz
  • ARAG
  • D.A.S.
  • HDI
  • Helvetia
  • muki
  • ROLAND
  • UNIQA
  • VAV
  • Wüstenrot
  • Zurich
  • Zurich Connect

Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Versicherer in den folgenden drei Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:

  1. Tarife: Wie hoch sind die Prämien für KFZ- und Privatrechtsschutz? Welche Tarifleistungen sind inkludiert? (60% des Gesamtwertes)
  2. Transparenz & Komfort: Sind die wichtigsten Versicherungs- und Vertragsbedingungen klar ersichtlich? Wie komfortabel ist die Website? (20% des Gesamtwertes)
  3. Kundendienst: Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (20% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in den Kategorien Tarife sowie Transparenz & Komfort wurden durch Experten analysiert. Der Kundendienst wurde durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet. Dabei wurde jeder Anbieter 5-mal per Email und 5-mal telefonisch getestet.

Durch Tarifwechsel können bis zu 67% eingespart werden

Zur Analyse der Tarife wurden sowohl die Prämien als auch die Versicherungsleistungen genauer betrachtet. Dazu wurden die Beiträge für eine KFZ-Rechtsschutzversicherung (Single, 1 KFZ) sowie für eine Privatrechtsschutzversicherung (Paar mit zwei Kindern, Deckungsumfang: Schadenersatz-, Straf-, Allgemeiner Vertrags-, Arbeitsgerichts-, Sozialversicherungs-Rechtsschutz) jeweils mit und ohne Selbstbehalt bei den Versicherern angefragt. Diese wurden in Relation zu den entsprechenden Tarifleistungen wie z.B. der Versicherungssumme oder den versicherten Fällen gesetzt.

Das Resultat: Deutliche Unterschiede in den Beitragshöhen der Versicherer. Durch Wechsel in den günstigsten Tarif lassen sich bei der Privatrechtsschutzversicherung bis zu 66%, bei der KFZ-Rechtsschutzversicherung bis zu 67% sparen.

Die billigsten Polizzen sind nicht immer die besten

Wer sich für einen neuen, günstigeren Tarif entscheidet, sollte allerdings auch beachten, welche Leistungen damit verbunden sind. Denn auch wenn nicht alle günstigen Tarife automatisch mit einem geringeren Leistungsspektrum verbunden sind, werden oft nicht alle Eventualitäten abgedeckt. So fehlt z.B. bei der KFZ-Rechtsschutzversicherung in einigen Tarifen der sogenannte Lenker-Rechtsschutz, der Schutz beim Fahren fremder Fahrzeuge bietet, sowie der Lenker-Vertrags-Rechtsschutz, der beispielsweise Schutz in Bezug auf Fahrzeugmietverträge gewährt. Unterschiede finden sich auch in der Versicherungssumme: Während einige Versicherungen hier Kosten von bis zu 300.000 Euro ersetzen, zahlen andere nur maximal 67.000 Euro.

Wer also Wert auf einen umfassenden Schutz legt, sollte nicht nur nach dem Preis schauen. Bei vielen Versicherern gibt es zudem nicht nur vorgefertigte Tarifpakete, stattdessen kann die Versicherung mitunter im Baukastenprinzip aus einer Vielzahl an Zusatzpaketen je nach individuellem Bedarf zusammengestellt werden.

Die besten Tarife mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis fanden die Tester bei der Zurich und dessen Direktversicherer, der Zurich Connect.

Webseiten zeigen nach wie vor Optimierungspotential

In der Kategorie Transparenz & Komfort wurde v.a. erfasst, wie übersichtlich die zentralen Versicherungsbedingungen sowie die Prämien bereits auf den Webseiten der Versicherer aufgeführt waren bzw. ob sie sich überhaupt dort wiederfanden. Wie auch schon die Erfahrung bei anderen ÖGVS-Versicherungstests z.B. zum Thema KFZ- oder Haushaltsversicherer zeigte, boten die Webseiten der Unternehmen häufig leider nur recht spärliche Informationen an. So stellten beispielsweise nur neun der zwölf getesteten Versicherer online eine Übersicht oder einen Rechner zur Ermittlung der individuellen Rechtsschutz-Prämie zur Verfügung.

Mängel auch bei der Transparenz der mit den Prämien verbundenen Leistungen: Die detaillierten Versicherungsbedingungen zu den angebotenen Rechtsschutz-Tarifen fanden sich ebenfalls nur bei fünf Anbietern deutlich sichtbar im Umfeld der Tarifbeschreibung verlinkt. Positiv fiel hingegen auf, dass zehn der zwölf Anbieter die in ihren Rechtsschutzversicherungen enthaltenen Leistungen auch ausführlich aufführten und v.a. verständlich anhand von Beispielen erklärten. Letzteres ist gerade für juristische Laien wichtig, um z.B. beurteilen zu können, ob ein Fahrzeugvertragsrechtsschutz und ein Lenkerrechtsschutz reichen – oder ob auch noch ein Lenkervertragsrechtsschutz benötigt wird.

Führend im Bereich Transparenz & Komfort zeigte sich die Zurich Connect, gefolgt von der UNIQA und der VAV.

Defizite bei Kompetenz und Erreichbarkeit des Kundendienstes

Schließlich wurden noch der Kundendienst per Telefon und Email bezüglich Erreichbarkeit, Freundlichkeit und Kompetenz getestet. Dazu wurden telefonisch als auch per E-Mail Fragen zu Tarifwahl, rechtlichen Belangen oder Leistungsumfang gestellt. Mängel zeigten sich hier v.a. im Bereich der Kompetenz der Kundendienst-Mitarbeiter: Fragen wurden des Öfteren falsch oder gar nicht beantwortet und auch bei Erhalt einer Antwort fiel diese – v.a. im Email-Verkehr – oft nur sehr knapp aus. Insgesamt wurden nur 46% der Email- und 89% der telefonischen Anfragen korrekt und vollständig beantwortet.

Defizite auch bei der Erreichbarkeit: Emails wurden oft nur mit Verzögerung beantwortet. Konkret erhielten die Tester nur auf 32% der Anfragen eine Antwort innerhalb von 24 Stunden – und dann war dies oft erst einmal nur die Frage nach einer Telefonnummer für einen Rückruf.

Den besten Kundendienst erfuhren die Tester bei muki – und auch die Zurich Connect und die VAV auf den Plätzen zwei und drei in dieser Teilkategorie agierten überdurchschnittlich.

Zurich Connect Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von Zurich und VAV

Die Zurich Connect erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der Zurich und der VAV. Die Zurich Connect als Testsieger überzeugte dabei v.a. mit den besten Tarifen sowie der transparentesten und komfortabelsten Website. Die Zurich punktete ebenfalls mit Top-Tarifen sowie dem besten Email-Kundendienst. Und die Drittplatzierte VAV zeigte neben einer sehr guten Website und guten Tarifen als einer unter wenigen eine kostenlose Kundenhotline und reagierte am schnellsten auf Emails.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Tarife

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Zurich Connect 86,8% 1,88 | Gut
2 Zurich 85,9% 1,94 | Gut
3 Helvetia 81,7% 2,22 | Gut

Transparenz & Komfort

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Zurich Connect 99,5% 1,04 | Sehr Gut
2 UNIQA 96,3% 1,25 | Sehr Gut
3 VAV 95,9% 1,27 | Sehr Gut

Kundendienst

  Anbieter Zielerreichung Info
1 muki 87,3% 1,85 | Gut
2 Zurich Connect 87,1% 1,86 | Gut
3 VAV 87,1% 1,86 | Gut