Rechtsschutzversicherer: Test von Tarifen und Servicequalität 2018

Rechtsschutzversicherer: Test von Tarifen und Servicequalität 2018
© fotogestoeber / Fotolia

Zu einem Rechtsstreit kann es in vielen Bereichen des täglichen Lebens kommen. Gut, wenn man im Falle eines Falles durch eine Rechtsschutzversicherung abgesichert ist. Welcher Versicherer die beste Mischung aus Prämien und Leistungen bietet und wo auch die Servicequalität stimmt, hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien nun in Kooperation mit dem Magazin trend und dem Tarifvergleichsportal durchblicker.at näher untersucht.

Die folgenden 17 Versicherer wurden in die Tests eingeschlossen:

  • ARAG
  • D.A.S
  • Donau
  • Grazer Wechselseitige
  • HDI
  • Helvetia
  • Kärntner Landesversicherung
  • Merkur
  • Muki
  • Niederösterreichische Versicherung
  • Oberösterreichische Versicherung
  • Roland
  • UNIQA
  • VAV
  • Wüstenrot
  • Zurich
  • Zurich Connect.

Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Versicherer in den folgenden drei Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:

  1. Tarife: Wie hoch sind die Prämien für KFZ- und Privatrechtsschutz? Welche Tarifleistungen sind inkludiert? (60% des Gesamtwertes)
  2. Transparenz & Komfort: Sind die wichtigsten Versicherungs- und Vertragsbedingungen klar ersichtlich? Wie komfortabel ist die Website? (20% des Gesamtwertes)
  3. Kundendienst: Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (20% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in den Kategorien Tarife sowie Transparenz & Komfort wurden durch Experten analysiert. Der Kundendienst wurde durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet. Dabei wurde jeder Anbieter 5-mal per Email und 5-mal telefonisch getestet.

Einsparungen von bis 69% durch Versichererwechsel möglich

Zur Analyse der Tarife wurden sowohl die Prämien als auch die Versicherungsleistungen genauer betrachtet. Dazu wurden die Beiträge für eine KFZ-Rechtsschutzversicherung (Single, 1 KFZ) sowie für eine Privatrechtsschutzversicherung (Paar mit zwei Kindern, Deckungsumfang: Schadenersatz-, Straf-, Allgemeiner Vertrags-, Arbeitsgerichts-, Sozialversicherungs-Rechtsschutz) jeweils mit und ohne Selbstbehalt bei den Versicherern angefragt. Diese wurden in Relation zu den entsprechenden Tarifleistungen wie z.B. der Versicherungssumme oder den versicherten Fällen gesetzt.

Das Resultat: Deutliche Unterschiede in den Beitragshöhen der Versicherer. Durch Wechsel in den günstigsten Tarif lassen sich bei der Privatrechtsschutzversicherung bis zu 69%, bei der KFZ-Rechtschutzversicherung bis zu 61% sparen.

Die billigsten Polizzen sind nicht immer die besten

Wer sich für einen neuen, günstigeren Tarif entscheidet, sollte allerdings auch beachten, welche Leistungen damit verbunden sind. Denn auch wenn nicht alle günstigen Tarife automatisch mit einem geringeren Leistungsspektrum verbunden sind, werden oft nicht alle Eventualitäten abgedeckt. So fehlt z.B. bei der KFZ-Rechtsschutzversicherung in einigen Tarifen der sogenannte Lenker-Rechtsschutz, der Schutz beim Fahren fremder Fahrzeuge bietet, sowie der Lenker-Vertrags-Rechtsschutz, der beispielsweise Schutz in Bezug auf Fahrzeugmietverträge gewährt. Unterschiede finden sich auch in der Versicherungssumme: Während einige Versicherungen hier Kosten von bis zu 300.000 Euro ersetzen, zahlen andere nur maximal 50.000 Euro.

Wer also Wert auf einen umfassenden Schutz legt, sollte nicht nur nach dem Preis schauen. Bei vielen Versicherern gibt es zudem nicht nur vorgefertigte Tarifpakete, stattdessen kann die Versicherung mitunter im Baukastenprinzip aus einer Vielzahl an Zusatzpaketen je nach individuellem Bedarf zusammengestellt werden.

Die besten Tarife mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis fanden die Tester bei der Zurich Connect sowie bei Zurich und Wüstenrot.

Internetauftritte bei der Hälfte der Anbieter „Hui“, beim Rest „Pfui“

In der Kategorie Transparenz & Komfort wurde v.a. erfasst, wie übersichtlich die zentralen Versicherungsbedingungen sowie die Prämien bereits auf den Webseiten der Versicherer aufgeführt waren bzw. ob sie sich überhaupt dort wiederfanden. Wie auch schon die Erfahrung bei anderen ÖGVS-Versicherungstests z.B. zum Thema KFZ- oder Haushaltsversicherer zeigte, boten die Webseiten der Unternehmen häufig leider nur recht spärliche Informationen an. So stellten beispielsweise nur neun der 17 getesteten Versicherer online eine Übersicht oder einen Rechner zur Ermittlung der individuellen Rechtsschutz-Prämie zur Verfügung.

Mängel auch bei der Transparenz der mit den Prämien verbundenen Leistungen: Die detaillierten Versicherungsbedingungen zu den angebotenen Rechtsschutz-Tarifen fanden sich ebenfalls nur bei knapp der Hälfte der Anbieter deutlich sichtbar im Umfeld der Tarifbeschreibung verlinkt. Positiv fiel hingegen auf, dass 13 der 17 Anbieter die in ihren Rechtsschutzversicherungen enthaltenen Leistungen auch ausführlich aufführten und v.a. verständlich anhand von Beispielen erklärten. Letzteres ist gerade für juristische Laien wichtig, um z.B. beurteilen zu können, ob ein Fahrzeugvertragsrechtsschutz und ein Lenkerrechtsschutz reichen – oder ob auch noch ein Lenkervertragsrechtsschutz benötigt wird.

Führend im Bereich Transparenz & Komfort zeigte sich die VAV, gefolgt von der Zurich Connect und der ARAG.

Defizite bei Kompetenz und Erreichbarkeit des Kundendienstes

Schließlich wurde noch der Kundendienst per Telefon und Email bezüglich Erreichbarkeit, Freundlichkeit und Kompetenz getestet. Dazu wurden telefonisch als auch per E-Mail Fragen zu Tarifwahl, rechtlichen Belangen oder Leistungsumfang gestellt. Mängel zeigten sich hier v.a. im Bereich der Kompetenz der Kundendienst-Mitarbeiter: Fragen wurden des Öfteren falsch oder gar nicht beantwortet und auch bei Erhalt einer Antwort fiel diese – v.a. im Email-Verkehr – oft nur sehr knapp aus. Insgesamt wurden nur 56% der Email- und 84% der telefonischen Anfragen korrekt beantwortet.

Den besten Kundendienst erfuhren die Tester bei der Zurich. Aber auch HDI und die Helvetia auf den Plätzen zwei und drei in dieser Teilkategorie agierten überdurchschnittlich

Zurich Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von Zurich Connect und Wüstenrot

Die Zurich erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der Zurich Connect und Wüstenrot. Die Zurich als Testsieger überzeugte dabei v.a. mit günstigen und dabei leistungsstarken Tarifen sowie dem besten Kundendienst. Die Zurich Connect punktete mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis aller untersuchten Tarife sowie einer sehr komfortablen Website.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Tarife

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Zurich Connect 85,3% 2,0 | Gut
2 Zurich 85,0% 2,0 | Gut
3 Wüstenrot 84,5% 2,0 | Gut

Transparenz & Komfort

  Anbieter Zielerreichung Info
1 VAV 100,0% 1,0 | Sehr Gut
2 Zurich Connect 99,4% 1,0 | Sehr Gut
3 ARAG 98,2% 1,1 | Sehr Gut

Kundendienst

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Zurich 93,8% 1,4 | Sehr Gut
2 HDI 90,9% 1,6 | Gut
3 Helvetia 86,5% 1,9 | Gut