Nach einem größeren Anstieg 2016 sind heuer die Stromnetzgebühren nahezu stabil geblieben, teilweise gar gesunken. Auch die Ökostrom-Förderung wurde reduziert. Allerdings: Die Börsenpreise für Strom steigen aktuell. Bei zwei gegenläufigen Trends bleibt unklar, in welche Richtung sich der Preis für die Endverbraucher bewegt. Vergleichen ist wichtiger denn je.

60 Stromanbieter hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien in Kooperation mit dem Wirtschaftsmagazin Trend in diesem Jahr genauer untersucht. Und die Zahl der national tätigen Anbieter wird weiter steigen. Nach zuletzt 37 (in 2016) konnten nun 45 nationale Stromanbieter untersucht werden.

Nicht nur die Kosten sind wichtig: Insgesamt vier Testkategorien wurden untersucht

In der ÖGVS-Studie Stromanbieter 2017 wurden die Testkriterien in vier unterschiedlich gewichtete Testbereiche untergliedert:

1. Konditionen: Hierfür wurde ein Preisvergleich für die jeweilis günstigsten Tarife der Anbieter auf Basis von drei Verbrauchsfällen (2.000 kwh, 3.500 kwh, 5.000 kwh pro Jahr) vorgenommen. Zusätzlich wurden angebotene Boni für Neukunden mit einem Anteil von 20% in der Bewertung der Preise berücksichtigt. Preise machten diesmal 50% der Gesamtwertung aus.
2. Service: Zur Beurteilung des Service wurden jeweils fünf Kundenanfragen via Telefon und E-Mail an die Anbieter gestellt und die Reaktionen bewertet (20% des Gesamtwertes).
3. Angebot: In diesem Bereich wurde bewertet, welche unterschiedlichen Tarifarten (Laufzeit, Angebot ab welcher Menge, etc.) die Versorger anbieten, insbesondere mit Bezug zur Laufzeitbindung (20% des Gesamtwertes).
4. Internet: Der Internetauftritt der Stromanbieter wurde nach Funktionalität, Transparenz und Informationsgehalt untersucht (10% des Gesamtwertes).

Die Leistungen in den Kategorien Preise, Tarifoptionen, Internet und Teilen des Service wurden durch Experten analysiert. Der Kundendienst bei jedem Anbieter wurde durch gebriefte und geschulte Tester untersucht. Insgesamt wurden fast 10.000 Tarifdaten ausgewertet.

Konditionen

Die Preise sind nach Netzgebieten sehr homogen. Größere Schwankungen im Mittel gibt es nicht. Abhängig von den Anbietern gab es aber weiterhin deutliche Unterschiede im Preisgefüge: Die Energiepreisspanne zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter liegt in allen untersuchten Regionen und über alle untersuchten Verbrauchsfälle hinweg im oberen zweistelligen Prozentbereich.

Über alle Verbrauchsfälle hinweg waren es vor allem neue Wettbewerber, die die besten Preise aufzuweisen hatten: Grünwelt, MAXENERGY und Maingau Energie schnitten über alle Verbrauchsfälle am besten ab. KELAG und switch folgten auf den Plätzen 4 und 5.

Weiterhin auffällig bleibt jedoch, dass viele Anbieter mit sehr hohen Boni operieren, als Neukundenbonus oder als Treuebonus ausgestaltet. Hier gilt es, als Verbraucher genau hinzuschauen und gerade wenn man plant, nicht jedes Jahr zu wechseln, auf die Kosten pro kwh zuschauen und den Bonus auszublenden.

Angebot

Die Anforderungen an den Stromtarif variieren gewöhnlich von Verbraucher zu Verbraucher, so dass es oftmals sinnvoller für die Stromanbieter ist, mehrere Tarife oder Varianten anzubieten. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier eine Steigerung, es ist aber weiterhin Luft nach oben, was die Vielzahl der Tarife betrifft. Am ehesten wird bei der Laufzeitbindung variiert, die aber nicht immer mit einer Preisgarantie über die Laufzeit verbunden ist. Daneben wird auch das Angebot einer integrierten Rechnung zusammen mit der Netznutzung immer verbreiteter – ein echtes Plus für den Verbraucher.

Mittlerweile gibt mehrere Anbieter, die bei den Tarifoptionen gute Ergebnisse aufweisen. Die besten Anbieter sind hierbei (mit jeweiligen gleich guten Ergebnissen) aWATTar GmbH, Elektrizitätswerke Bad Radkersburg GmbH, K.u.F. Drack GmbH & Co KG, KELAG-Kärntner Elektrizitäts- Aktiengesellschaft, MONTANA Energie-Handel AT GmbH, STURM ENERGIE GmbH, VERBUND AG, Vitalis Handels GmbH, VKW Vorarlberger Kraftwerke AG, WEB Windenergie AG.

Service

Gute Preise und guter Service schließen sich immer weniger aus. Viele der günstigen Anbieter erbringen einen guten oder sehr guten Service und sparen hier nicht etwa.

Weiterhin gilt, dass der telefonische Kundenservice besser ist als derjenige per E-Mail. Gerade bei letzterem Service haben viele Anbieter noch immer klare Schwächen. So wartet man bei einigen Anbietern vergeblich auf Antwort. Der telefonische Kundenservice wird grundsätzlich besser erbracht.

Manche Preisführer müssen hier aufpassen, dass sie beim Service nicht den Anschluss verlieren. Mit switch belegt nur einer der Top-5 beim Preis auch einen sehr guten Platz im Service (switch belegt den 2. Platz beim Service. MeinAlpenstrom erbrachte im Test den überzeugendsten Service, die Wiener Energie (3. Platz),  easy green, TIWAG, Montana und Gutmann folgten auf den Plätzen.

Internet

Beim Anbieterwechsel kommt dem Internetauftritt der Versorger eine wichtige Bedeutung zu, da der Verbraucher sich hier im Normalfall einfach und bequem über das Unternehmen und seine Angebote (Tarife) informieren kann. Im Mittelpunkt steht dabei der Tarifrechner, über den man schnell und einfach passende Produkte finden und die Preise berechnen kann.

In der Kategorie „Internet“, überzeugte die Tester der Auftritt von Montana ganz besonders. Die Plätze zwei bis fünf gingen an easy green energy, switch, Wiener Energie und Grünwelt.

Gesamttestsieger easy green energy

In 2017 konnte in der Gesamtschau easy green energy am meisten überzeugen, dicht gefolgt von switch und KELAG.

In den untersuchten Netzgebieten auf regionaler Ebene zeigte sich, dass mittlerweile einige regionale Anbieter die Standards setzen.

Im Wiener Netz belegte Wien Energie den 1. Platz, im Linzer Netz war dies LINZ Strom. In Kärnten und Oberösterreich waren es KELAG und die Energe AG Oberösterreich, die einen sehr guten 2. Platz belegten. Dies war in den vorherigen Studien noch anders und zeigt eine deutliche Steigerung der Professionalität auch auf lokaler Ebene.

Die ÖGVS-Stromstudie 2017 verdeutlicht einmal mehr, dass der Wettbewerb in Österreich zunimmt. Der Ausfall von Care Energy wird den Markt hierbei nicht zurückwerfen. In Zukunft dürfte die Tarifvielfalt weiter steigen und auch bei den Internetauftritten wird der Wettbewerb dichter werden.