Anlageberatung Filialbanken 2023: Service, Beratung & Transparenz im Test

Anlageberatung Filialbanken 2023: Service, Beratung & Transparenz im Test
© Scott Graham / unsplash.com

In Zeiten hoher Inflation stellt sich immer mehr Sparer:innen die Frage, wie sie ihr Geld am besten anlegen sollen. Hier gibt es heutzutage viele Möglichkeiten – beispielsweise Tages- und Festgeld, Fonds oder hochriskante Produkte wie Einzelaktien oder Kryptowährungen. Wer herausfinden möchte, was für die eigenen Ziele und unter Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen die richtige Geldanlagestrategie ist, braucht oft eine professionelle, individuelle und transparente Anlageberatung. Bei welcher Bank man diese bekommt, hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien mbH nun in Kooperation mit dem Magazin trend wiederholt bei sechs überregionalen und drei regional in Wien ansässigen Banken getestet.

Folgende Banken wurden in die Tests eingeschlossen:

Überregionale Filialbanken:

  • Bank Austria
  • BAWAG
  • BKS Bank
  • Erste Bank
  • Oberbank
  • SPARDA-BANK

Regionale Banken:

  • Hypo NOE
  • Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien
  • VOLKSBANK WIEN

Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Banken in den folgenden vier Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:

  1. Ambiente: Macht die Bankfiliale einen sauberen und gepflegten Eindruck? Wurde die Diskretion gewahrt? (10% des Gesamtwertes)
  2. Service: Wurden die Testkund:innen freundlich und zuvorkommend behandelt? (25% des Gesamtwertes)
  3. Beratung: Erfolgte eine umfassende Analyse der Situation der Testkund:innen, eine kompetente Beratung und eine passende Produktempfehlung? (40% des Gesamtwertes)
  4. Transparenz: Wurde das Beratungsgespräch angemessen dokumentiert und waren die Kosten der empfohlenen Produkte transparent dargestellt? (25% des Gesamtwertes)

Die Leistungen der Banken wurden mit der Methodik Mystery Check bewertet. Die Tests fanden in den drei größten Städten Österreichs (Wien, Graz, Großraum Linz) statt. Dabei wurden sowohl überregional tätige Banken, d.h. Banken, die in mind. drei Bundesländern mit Filialen vertreten sind, als auch regionale Banken untersucht. Speziell qualifizierte, verdeckte Tester:innen ließen sich zu einem vorgegebenen Szenario beraten (Anlageberatung zu einer Einmalanlage von ca. 50.000 EUR; geringe Risikobereitschaft; über zehn Jahre, aber mit zwischenzeitlicher Zugriffsmöglichkeit) und füllten anschließend einen Fragebogen mit insgesamt 41 Fragen aus. Zusätzlich wurde die Passung der Anlageempfehlungen zur Risikoorientierung der Testkund:innen durch Expert:innen beurteilt.

Meist freundliche Mitarbeiter:innen und angenehmes Ambiente

Im Gesamtergebnis machten die Banken einen guten ersten Eindruck. Die Filialen waren meist sauber und ordentlich, die Mitarbeiter:innen traten angemessen auf. Auch Wartebereiche waren in der Mehrzahl der Tests vorhanden. Die Mitarbeiter:innen erwiesen sich in nahezu allen Beratungsgesprächen als am Anliegen der Testkund:innen interessiert. Die Wartezeit, gerechnet ab dem Zeitpunkt des vereinbarten Termins, betrug nur in seltenen Fällen mehr als 5 Minuten. Die Gespräche fanden dabei fast immer in einem abgetrennten Bereich statt, in dem ungestört und ungehört beraten werden konnte.

Teilweise Optimierungspotential hinsichtlich der Transparenz und der Passung der Anlageempfehlungen

Bei der Anlageberatung selbst sowie der Erarbeitung der Anlageempfehlung traten zum Teil deutliche Schwächen zutage: Schon die Ermittlung der persönlichen Situation und der Ziele der Kund:innen wies des Öfteren Lücken auf. So fragte z.B. etwa ein Viertel der Berater:innen nicht nach Einkommensverhältnissen, Vermögen und Schulden. Die Erfassung der finanziellen Verhältnisse der Kund:innen ist jedoch laut Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) gesetzlich verpflichtend und darüber hinaus auch notwendig, um angemessen beraten zu können, wie viel Geld über welche Dauer fest angelegt werden kann. Fragen nach den Zielen oder der Risikobereitschaft wurden zwar deutlich häufiger, aber erstaunlicherweise nicht in jedem Testfall gestellt.

Zu weiten Teilen positiv konnte der Umfang der Anlageberatungen beurteilt werden. So wurden in jedem Erstgespräch konkrete Produkte vorgeschlagen, deren Funktionsweisen und Risiken oftmals umfassend und verständlich erläutert. Jedoch gaben die Berater:innen nicht immer auch konkrete Empfehlungen, wie der anzulegende Betrag auf die empfohlenen Produkte aufgeteilt werden sollte. Stattdessen wurde diese Entscheidung oftmals den Testkund:innen, die sich allerdings als betont unterfahren ausgegeben hatten, überlassen.

Verbesserungspotential bestand zudem auf Seiten der konkreten Anlageempfehlungen. Obwohl die Tester:innen deutlich machten, dass sie etwas mehr Rendite als auf einem Tages- oder Festgeldkonto erzielen wollten und dafür nur zu einem geringen Risiko bereit wären, übertrieben es einige Berater:innen mit der Risikoklasse der empfohlenen Produkte und schlugen z.B. Mischfonds mit einem sehr hohen Aktien- oder Rohstoffanteil oder gar reine Aktienfonds vor.

Als letztes Kriterium im Test wurden Dokumentation und Transparenz der Anlageempfehlungen bewertet. So sind Banken in Österreich nach dem Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) dazu verpflichtet, zu dokumentieren, inwiefern das vorgeschlagene Produkt für die Kund:innen geeignet ist. Allerdings fehlte eine solche Geeignetheitserklärung bei rund 70% der Banken. Negativ fiel zudem auf, dass die Bankberater:innen nicht immer über die vollständigen Kosten der Produkte, wie z.B. Depotgebühren oder Ausgabeaufschläge, informierten.

Oberbank Testsieger der überregionalen Gesamtwertung, gefolgt von der BKS Bank und der Ersten Bank

Die Oberbank erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde überregionaler Testsieger, gefolgt von der BKS Bank und der Ersten Bank. Die Oberbank überzeugte mit der höchsten Transparenz sowie gutem Service. Die BKS Bank punktete mit dem besten Service sowie einer guten Anlageberatung. Die Erste Bank konnte als Drittplatzierte mit dem besten Ambiente und sehr gutem Service punkten.

Regionale Wertung Wien 

Eine regionale Auswertung der Wiener Filialen ergab folgende Platzierungen:

  • 1. Platz: VOLKSBANK WIEN
  • 2. Platz: BKS Bank
  • 3. Platz: Oberbank

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-2 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Ambiente

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Erste Bank 97,1% 1,2 | Sehr Gut
2 Sparda Bank 94,9% 1,3 | Sehr Gut

Service

  Anbieter Zielerreichung Info
1 BKS Bank 95,5% 1,3 | Sehr Gut
2 Erste Bank 94,4% 1,4 | Sehr Gut

Beratung

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Bank Austria 83,1% 2,1 | Gut
2 Erste Bank 80,4% 2,3 | Gut

Transparenz

  Anbieter Zielerreichung Info
1 Oberbank 86,0% 1,9 | Gut
2 Sparda Bank 77,3% 2,5 | Befriedigend