Noch rollt „der Alte“ voran und bringt den Fahrer ans Ziel – doch der Traum vom neuen Auto wächst. Gebrauchtwagenportale im Internet sollen helfen, in der Garage Platz zu schaffen, und andere mit dem Ausrangierten glücklich zu machen. Sowohl beim Verkauf als auch bei der Suche nach einem günstigen Gebrauchtwagen wenden sich die Österreicher gern an die Online-Plattformen. Doch welche Website bietet dem Suchenden die größte Auswahl und den höchsten Suchkomfort und wo ist der Verkauf am aussichtsreichsten? Das hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien nun in Kooperation mit dem Magazin NEWS untersucht.

Die folgenden sechs Gebrauchtwagenportale wurden in die Tests eingeschlossen:

• automobile.at
• AutoScout24.at
• BAZAR.at
• kleinanzeigen.at
• mobile.de
• willhaben.at

Alle untersuchten Portale boten Privatpersonen prinzipiell die Möglichkeit, mindestens einen Gebrauchtwagen pro Zeiteinheit kostenlos zu inserieren. Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Portale in den folgenden drei Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:

1. Angebotsumfang: Wie viele Inserate finden sich bei der Suche nach verschiedenen Gebrauchtwagen aus unterschiedlichen Baujahren? (35% des Gesamtwertes)
2. Komfort: Wie komfortabel und transparent sind Website, Fahrzeugsuche und Inserieren? (35% des Gesamtwertes)
3. Verkaufschancen: Mit wie vielen Kaufinteressenten kann gerechnet werden? Gibt es hilfreiche Tipps für Anzeigen und Möglichkeiten der Verkaufsförderung? (30% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in den Kategorien Angebotsumfang und Komfort wurden durch Experten analysiert. Die Verkaufschancen wurden mittels Schaltung zweier Inserate auf jedem Portal durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet.

Große Unterschiede im Angebotsumfang

Für die Beurteilung des Angebotsumfangs wurde die Zahl der Inserate bei der Suche nach den zehn meistverkauften Gebrauchtwagen Österreichs in drei Altersklassen (Baujahre 2018, 2016, 2012) erfasst. Zudem wurden je fünf Recherchen zu beliebten Wagen der oberen Mittelklasse und zu fünf begehrten Oldtimern durchgeführt. Hierbei zeigten sich für fast alle Suchanfragen erhebliche Unterschiede zwischen den Webseiten. Wer z.B. einen VW Golf als Jahreswagen suchte, landesweit einer der Bestseller, fand beim Portal mit dem geringsten Angebotsumfang (bazar.at) österreichweit keinen einzigen, bei AutoScout24.at hingegen 830 Modelle. Ähnliche Unterschiede auch bei älteren Modellen oder teureren Automobilen: Bei der Suche nach einem Audi A6 (Baujahr 2017) wurde man auf zwei Portalen gar nicht fündig, bei den übrigen fanden sich bis zu 128 (AutoScout24.at) Treffer. Wer einen alten VW Käfer (Baujahr 1974-1979) suchte, hatte die Wahl zwischen einem bis 56 verkäuflichen Exemplaren (willhaben.at).

Sieger in der Kategorie Angebotsumfang wurde das Kleinanzeigenportal willhaben.at, dicht gefolgt von AutoScout24.at.

Einige Portale zeigen Aufholbedarf beim Komfort

Angesichts der doch oft hohen Zahl an inserierten Fahrzeugen – man bedenke die eben erwähnten über 800 Treffer bei der Suche nach einem Golf nur eines einzelnen Jahrgangs – ist es für Suchende wichtig, die Trefferlisten möglichst genau an die eigenen Wünsche anpassen zu können. Entsprechend fand sich bei einigen Portalen auch eine Vielzahl möglicher Filteroptionen von Äußerlichkeiten wie Lackierung oder Farbe der Innenausstattung über Umweltaspekte wie dem Kraftstoffverbrauch oder Zustandsbeschreibungen wie „scheckheftgepflegt“ und „Nichtraucherfahrzeug“ bis hin zu zahlreichen Sicherheits- und Sonderausstattungsoptionen. Auf anderen Portalen hingegen konnte bisher nur nach Basics wie Jahr der Erstzulassung, Leistung oder Kilometerstand gefiltert werden.

Ähnlich unterschiedlich stellte sich auch der Komfort für den Inserierenden dar. So ließ sich leider nur auf zwei Portalen das zu veräußernde Fahrzeug einfach mittels nationalem Code einpflegen, sondern musste teils aus einer umfangreichen Liste möglicher Modelle des Herstellers herausgesucht werden. Auch fehlten des Öfteren Datenschutzoptionen, mittels derer man bestimmen kann, welche persönlichen Daten wie Adresse oder Telefonnummer dem Suchenden angezeigt werden können. Vorbildlich waren da Portale wie der Sieger in der Kategorie Komfort, AutoScout24.at, der dem Verkäufer neben einer ideal verschlüsselten und sicheren Website auch bereits mit vorausgefüllten Sonderausstattungsoptionen und der Möglichkeit, ein Verkaufsplakat oder einen Kaufvertrag herunterzuladen, unter die Arme griff.

Resonanz auf Inserate oft eher zurückhaltend

Wichtiger als der Komfort bei der Einstellung der Anzeige sind für den Verkäufer natürlich die zu erwartenden Verkaufschancen. Und diese hingen im Test v.a. von der Reichweite der Website ab. Auf den vorderen Plätzen mit den meisten Interessentenanfragen lagen hier die Anzeigenportale willhaben.at und bazar.at sowie der Spezialist AutoScout24.at. Insgesamt waren die Reaktionen allerdings eher verhalten: Im Durchschnitt bekamen die Tester nur ein bis zwei Anfragen pro Inserat. Immerhin boten fast alle Portale den Verkäufern die Option, die Chancen zu erhöhen: Gegen einen Aufpreis konnten sie ihre Anzeigen hervorheben, d.h. durch farbliche Kennzeichnung oder eine Sonderplatzierung an erster Stelle der Trefferliste oder gar auf der Startseite möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen. Die besten Verkaufschancen fanden die Tester schließlich bei willhaben.at.

willhaben.at Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von AutoScout24.at und mobile.de

willhaben.at erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von AutoScout24.at und mobile.de. Das nicht nur auf Gebrauchtwagen spezialisierte Anzeigenportal willhaben.at überzeugte dabei als Testsieger v.a. mit den höchsten Verkaufschancen und dem breitesten Angebot an inserierten Fahrzeugen. AutoScout24.at punktete mit dem höchsten Komfort für Suchende und Inserierende im Test und einer ebenfalls großen Reichweite. Und der Drittplatzierte mobile.de zeigte eine übersichtliche Website mit einer benutzerfreundlichen Suchfunktion.

Die ausführlichen Ergebnisse des Tests sind gegen eine Schutzgebühr von 1.490 EUR zzgl. USt. bei der ÖGVS (info@qualitaetstest.at) erhältlich.