Matratze im Einzeltest: Die Hybrid von Emma

Matratze im Einzeltest: Die Hybrid von Emma
© ÖGVS

Die einen schwören auf das Prinzip Federkern, für andere ist der Kaltschaum der Gipfel der Matratzen-Evolution. Lange Zeit galt es, sich für ein Lager zu entscheiden. Doch jetzt verspricht der Hersteller Emma nicht weniger als „das Beste aus zwei Welten“ – so zumindest lautet der Slogan, mit dem Emma das neue Modell „Hybrid“ bewirbt. Klingt vielversprechend. Ob die „Hybrid“ dieses Versprechen in der Praxis auch einlösen kann, hat die ÖGVS – Gesellschaft für Verbraucherstudien jetzt genauer untersucht.

Zur Erfassung objektiver Mess- und Belastungsdaten beauftragte die ÖGVS ein auf Matratzen-Tests spezialisiertes Prüflabor. Zusätzlich bewerteten Probanden unterschiedlichen Geschlechts, Gewichts und Alters die Hybrid über einen längeren Zeitraum im Praxis-Einsatz.

Alle Daten und Bewertungen flossen in unterschiedlicher Gewichtung in ein aus mehreren Kategorien bestehendes Test-Modell ein:

  • Liegekomfort (Verformungsmessung / Dämpfungsverhalten / Punktelastizität / Kontaktflächenbestimmung / Resthöhenbestimmung bei punktueller Extrembelastung / Liegegefühl / Pillneigung) -> Gewichtung: 50%
  • Haltbarkeit (Dauerbelastung regulär und unter Einfluss von Feuchtigkeit und Hochtemperatur / Verarbeitung/Konstruktion) -> Gewichtung: 30%
  • Handhabung (Entpacken & Aufbau / Geruch / Reinigung / Handhabung Bezug / Handhabung allgemein) -> Gewichtung: 10%
  • Produktinformation (allg. und matratzenspezifische Angaben, Kontaktinformationen, Deklaration) -> Gewichtung: 10%

Getestet wurde das Modell in der Größe 90 x 200 cm. Unabhängig von der Größe besteht die Hybrid aus insgesamt fünf verschiedenen Schichten. Die erste Schicht (2 cm) besteht aus einem sogenannten Airgocell-Schaum – ein gel-ähnlicher Spezialschaum, der nicht nur offenporig und damit atmungsaktiv ist, sondern jeden Punkt des Körpers mit Kontakt zur Matratze weich und elastisch aufnehmen soll. Die zweite Schicht (2 cm) bildet ein „adaptiver Linadapt-Schaum“, ein ursprünglich aus der Weltraumtechnologie stammender Viscoschaum, der sich flexibel dem Körper anpasst und der Druckentlastung und -Verteilung dient. Eher stützende Eigenschaften werden dem „HRX-Ergobase Schaum“ zugeschrieben, der die dritte Schicht (2 cm) der Matratze ausmacht. Die mit 12 cm dickste der fünf Schichten ist ein 5-Zonen Taschenfederkern, der wiederum auf einer halb so dicken Schicht HRX-Ergobase aufliegt.

Während die gängige Matratzenhöhe bei 18-20 Zentimetern liegt, kommt die Hybrid somit auf stolze 25 cm Gesamthöhe. Und zur Beruhigung derer, die bei der Vielzahl unterschiedlicher Schichten ein mulmiges Gefühl überkommt: Welche Schicht genau jetzt für welchen Aspekt des Liegegefühls verantwortlich ist, erschließt sich dem einfachen Schläfer nicht. Aber: Das Gesamtkonzept funktioniert.

Liegekomfort

Das Liegegefühl wurde von den Probanden alters- und gewichtsübergreifend als sehr gut bezeichnet – und das nicht nur im alle Zonen und Körperregionen gezielt belastenden „Schnelldurchlauf“, sondern auch nach mehreren auf der Hybrid zugebrachten Nächten. Die oberen Schaumschichten nehmen die Körperkonturen unabhängig von der Liegeposition zunächst sanft auf, ohne dass unangenehme Druckpunkte wahrnehmbar sind. Zugleich stellt sich jedoch ein durch die tieferen, stützenden Schichten bedingtes Stabilitätsgefühl ein. Dabei sind beide Liegequalitäten extrem gut austariert, so dass sich kein Zwei-Phasen-Liegefühl einstellt. Vielmehr hat die Verknüpfung der beiden Matratzen-„Philosophien“ Schaum und Federkern etwas eigenständig Neues geschaffen.

Auch die objektiven Messdaten aus dem Labor weisen in diese Richtung. So wurden die Verformungseigenschaften bei Rücken- und bei Seitenlage sowohl im Neuzustand als auch nach der Dauerprüfung mit „gut“ bewertet. Ebenfalls mit „gut“ wurde die Stabilisierung des Körpers auf der Matratze beurteilt. Bei der entsprechenden Prüfung wird mit einem halbkugelförmigen Gewicht das „schwungvolle“ Hinlegen oder Herumwälzen eines Menschen simuliert – und geschaut, inwieweit sich die Matratze durch plötzliche Gewichtsverlagerungen des Schlafenden in Schaukelbewegungen bzw. Schwingungen versetzen lässt. Auf diese Weise lassen sich Aussagen zur Schwingungsdämpfung der Matratze ableiten.

Bei der Kontaktflächen-Bestimmung lagen die Messwerte der Hybrid mit 67% etwas oberhalb des Idealbereichs, der sich zwischen 46% und 55% bewegt.

Die Güte der Punktelastizität einer Matratze bemisst sich danach, ob sie nur in den Bereichen nachgibt, auf die auch tatsächlich Druck ausgeübt wird – während die anderen Bereiche um diese Belastungspunkte herum zuverlässig gestützt werden. Erst ein gelungenes Zusammenspiel aus punktuellem Einsinken und flankierender Stützung gewährleistet ein flexibles „Reagieren“ der Matratze auf veränderte Schlafpositionen und ermöglicht ein auch unter ergonomischen Gesichtspunkten „bequemes“ Liegen, da die natürliche Form der Wirbelsäule unterstützt wird. Die „Punktelastizität“ der Emma Hybrid wurde mit der Note 1 bewertet.

Aus der Verrechnung der unterschiedlichen Bewertungsaspekte ergab sich am Ende in der Kategorie „Liegekomfort“ die Note 1,8 (gut).

Haltbarkeit

Zur Ermittlung der Haltbarkeit wurde die Matratze im Labor einem Dauerbelastungstest unterzogen. Dabei wird u.a. eine Walze von 140 Kilogramm in 30.000 Zyklen auf der Matratze hin- und her gerollt, was einer menschlichen Benutzung von acht Jahren entspricht. Gemessen wurden anschließend der Federungsverlust sowie Höhen- und Härteänderungen.

Auch hier erhielt die Emma vom Prüflabor die Bestnote 1 – ebenso wie bei der Dauerbelastungsprüfung unter Einfluss von Feuchtigkeit und Temperatur, bei der die Matratze 24 Stunden in einer Klimakammer bei 37°C und 80% Luftfeuchtigkeit gelagert und anschließend mit einer Gewichtskraft von 1.000N (100 Kilogramm) über einen Zeitraum von 16 Stunden belastet wurde.

Die Sorge, dass die mit fünf Schichten – inklusive 5-Zonen Taschenfederkern – ungewöhnlich aufwendige Konstruktion Abstriche in puncto Haltbarkeit bedeuten könnte, erweist sich als unbegründet – nicht zuletzt dank sehr guter Verarbeitung steht die Hybrid für langjährigen Liegekomfort.

Folgerichtig erhielt die Hybrid in der Kategorie die Note 1,1 (sehr gut).

Handhabung

Die Hybrid wird im eingerollten Zustand geliefert. Das erleichtert den Transport, erfordert jedoch wegen der zu bändigenden Spannkraft nicht zuletzt der Federkerne einiges an Folie-Metern, die es zunächst abzuwickeln gilt. Ein Fremdgeruch ist unmittelbar nach dem Auspacken wahrnehmbar, nach einhelliger Probanden-Einschätzung ist der Geruch jedoch bei weitem nicht so intensiv und chemisch wie bei so manch anderer Matratze. Es empfiehlt sich dennoch, die Matratze zunächst einmal einen Tag auslüften zu lassen, schon kurze Zeit danach verflüchtigt sich der Geruch.

Auch wenn die Hybrid mit etwas über 19 kg kein Leichtgewicht ist, so erleichtern zwei, jeweils an den Längsseiten in den Bezug eingenähte Griffschlaufen das Handling immens, da sie sich über die gesamten 25 cm des Randes erstrecken.

Während das Auspacken eine einmalige Angelegenheit ist und auch das Platzieren der Matratze auf dem Lattenrost keine häufig wiederkehrende Beschäftigung darstellt, sollte beim Waschen des Bezuges schon eine gewisse Regelmäßigkeit walten. Die Hybrid macht es einem auch hier leicht: Das Abnehmen des Bezugs ist über einen umlaufenden Reißverschluss einfach gestaltet, gewaschen wird normal mit 40 Grad. Nach dem ersten Waschen war der Bezug nur minimal eingelaufen, so dass der Wiederbezug ohne Probleme machbar war.

Zusammenfassend wurde der Bereich „Handhabung“ mit der Note 1,7 (gut) bewertet.

Produktinformation

Das Thema Produktinformation geht Emma zweigleisig an. Auf der Matratze selbst befinden sich in einer Ecke zwei Aufkleber, die Auskunft über die für die meisten Matratzennutzer wesentlichen Fragen geben – nämlich: Wo ist oben bzw. die Liegefläche? Und: Wie bzw. mit wieviel Grad wäscht man den Bezug?

Doch auch wer tatsächlich noch mehr über seinen Neuerwerb erfahren möchte, geht nicht leer aus. Ökologisch vorbildlich hat Emma keine eingeschweißten Beipackzettel oder „Handbücher“ beigelegt, vielmehr findet sich auf der Oberseite des Verpackungskartons eine Abbildung mit einem QR-Code sowie einer Internet-URL, die beide zu einem Ebooklet führen, dem allgemeine und matratzenspezifische Angaben sowie Kontaktinformationen zu entnehmen sind.

Benotet wurde die Kategorie Produktinformation mit einer 1,1 (sehr gut).

Fazit

Zugegeben: Wer vollmundig mit dem Claim „Das Beste aus zwei Welten“ antritt, weckt erst einmal ein gewisses Misstrauen. Zu oft gehen markige Marketing-Superlative auf Herstellerseite schließlich auf Verbraucherseite mit einem hohen Maß an Ernüchterung einher. Doch mit der Hybrid ist Emma wirklich ein äußerst interessanter Wurf gelungen, der im Nutzungsalltag überzeugen konnte. So stand am Ende des Tests die Gesamtnote 1,5 (gut). Sowohl Freunde des Federkerns als auch Vertreter der Kaltschaum-Fraktion finden Elemente ihres bevorzugten Matratzen-Typus‘ – ergänzt und abgerundet um weitere Liegequalitäten. Gleichzeitig erhielt die Hybrid Bestnoten in puncto Haltbarkeit, so dass das spezielle Hybrid-Liegegefühl viele Jahre ohne Abstriche in Anspruch genommen werden kann.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien sowie den Gesamtscore finden Sie hier.